Antstream Arcade: Das Paradies für Retro-Fans? (2025)

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Fazit Überblick Pro Contra

Wer alte Spiele liebt, muss entweder viel Platz für Module und Konsolen haben oder nach möglichst umfangreichen Retro-Collections für aktuelle Systeme Ausschau halten. Beide Optionen haben eines gemein: Sie gehen mitunter kräftig ins Geld. Antstream Arcade ist die Alternative: Der Streaming-Service bietet für knapp 40 Euro im Jahr unbegrenzten Zugriff auf mehr als 1300 Titel aus rund 50 Jahren Spielegeschichte – verfügbar auf PC, Playstation, Xbox, Android- und iOS-Geräten. Auf dem Papier ist das ein Angebot, das niemand abschlagen kann.

Ich liebäugle schon länger mit einem Abo, schließlich brauche ich meine regelmäßige Retro-Dosis. Nun habe ich mir endlich eine Jahresmitgliedschaft gegönnt, quasi als verspätetes Weihnachtsgeschenk. Für rund 100 Euro hätte ich auch gleich ein Antstream-Mitglied auf Lebenszeit werden können, doch aufgrund einiger Fragen und Bedenken bleibt es vorerst bei der günstigeren Variante. Sind es tatsächlich weit über 1000 Spiele? Läuft der Stream stabil? Welche Extras gibt es? Und stellt mich das Angebot überhaupt zufrieden?

Screenshot aus Gunforce 2

Der Client ist nur wenige hundert Megabyte groß und somit rasch heruntergeladen. Im Antstream-Hub verspüre ich zunächst leichte Orientierungsschwierigkeiten: Die Startseite ist fast schon überladen mit Spielen, Genre-Einteilungen und Menüs, beispielsweise für das eigene Profil und die Suche nach einem bestimmten Titel. Insbesondere die Kacheln, mit denen die einzelnen Spiele angezeigt werden, fallen sehr groß aus. Der Bildschirm ist rappelvoll, ohne mir sonderlich viel anzuzeigen. Zudem könnte die farbliche Markierung von Menüpunkten wesentlich kräftiger und somit eindeutiger sein. So muss ich stets genau hinschauen, was ich gerade ausgewählt habe.

Hinzu kommt eine gewisse Trägheit in der Navigation. Zackig umgesetzt werden meine Eingaben nämlich nicht, sondern mit einer leichten Verzögerung, die auf eine suboptimale Verbindung zum Server schließen lässt. Deren wiederholter Test im Menü bringt lediglich eine Fehlermeldung hervor, mit der ich nichts anfangen kann. Weil es keine Einstellungsmöglichkeiten hinsichtlich der Grafikqualität oder Bildrate gibt, hängt das Erlebnis komplett von der Download- und Upload-Rate ab. Laut Betreiber soll bereits eine 4G-Verbindung für Antstream ausreichen, aber das wage ich zu bezweifeln.

Sehr viele Spiele

Auf die erste Ernüchterung folgt große Freude, denn das Spiele-Aufgebot ist tatsächlich riesig. Ja, einige tauchen mehrfach auf. Gleich vier Versionen von California Games oder Boulder Dash hätte ich nicht gebraucht, aber das lässt sich verschmerzen. Ansonsten wird nämlich aufgetischt: Unter den Arcade-Titeln und Heimkonsolen-Umsetzungen – vom Atari VCS über NES und Mega Drive bis hin zum Neo Geo – findet sich eine stimmige Mischung aus Klassikern und Exoten, die hierzulande nie erschienen sind.

Um welche Version (Arcade, Spectrum, SNES etc.) es sich jeweils handelt, wird unten rechts auf der Kachel des Spiels angezeigt. Erscheinungsjahr und Entwickler finden sich in der Kurzbeschreibung, die außerdem etwas mehr über den Inhalt des jeweiligen Titels verrät. Die Zusammensetzung des Katalogs verändert sich regelmäßig, weil neue Spiele hinzukommen und ältere rausfliegen (zur Liste). Bei manchen läuft die Lizenz aus, andere werden dagegen nicht genug gespielt, um sie im Portfolio zu behalten. Die Gesamtzahl liegt jedoch stets um die 1300.

Wenig überraschend machen Actionspiele vom Typ Contra, Shoot-’em-ups wie R-Type sowie Beat-’em-ups à la Double Dragon den Löwenanteil der Antstream Arcade aus – das sind nunmal die klassischen Spielhallen-Genres. Ich als Shooter-Liebhaber freue mich riesig über Bullet-Hell-Kracher wie Pink Sweets und Muchi Muchi Pork (die den Service leider bald verlassen), die Strikers-Reihe oder auch Teile der legendären Metal-Slug-Serie. Backpfeifen verteilt werden unter anderem in Burning Fight, Night Slashers, Mutation Nation oder der Rushing-Beat-Trilogie. Meine Favoriten kann ich in einer Liste speichern, die etwas umständlich über das eigene Profil zu erreichen ist – ein Zugang über das Hauptmenü wäre sinnvoller.

Das sind die aktuellen Antstream-Spiele

Natürlich finde auch ich reichlich Spiele, die ich bisher nur namentlich oder überhaupt nicht kannte. Nitro Ball ist eine Mischung aus Isometrie-Shooter und Flipper – hört sich wild an, macht jedoch Laune. Das Arcade-Shoot-’em-up Saint Dragon gefällt mit seinem Design im Biomechanik-Stil und einem Roboter-Drachen als “Raumschiff”. Turbo Girl ist ein Top-Down-Shooter mit Motorrad, der sich heute noch überraschend gut spielt, zumindest in der C64-Fassung.

Naturgemäß fallen zahlreiche Titel nach heutigen Maßstäben schwer bis irre schwer aus. Dank meist unbegrenzter Continues und einer Schnellspeicherfunktion lässt sich vieles allerdings deutlich entschärfen, sofern man es denn leicht haben möchte. Unverständlich ist dabei, dass besagte Spielstände nicht während eines laufenden Spiels geladen werden können. Stattdessen muss ich die Software zunächst schließen und dann neu starten, um via Menü Zugriff auf die Sicherungen zu haben.

Schwächelnder Stream

Auswahl und vorhandene Komfortfunktionen sind prima und geben keinen Anlass zur Beschwerde. Leider sieht das beim eigentlichen Spielerlebnis anders aus. Im Idealfall wird alles pixelgenau, ruckelfrei und farbecht dargestellt. Wer das Original kennt oder bereits eine gelungene Umsetzung daheim hat, sieht sofort, ob alles passt – oder eben nicht. Trotz meiner (stabilen) 250er-Leitung bekomme ich häufig kein HD-Bild, sondern Unschärfen zu sehen, die es nicht mal auf dem Röhrenfernseher gab. Gesellt sich noch eine Bildrate auf Daumenkino-Niveau dazu, ist das Gros der verfügbaren Titel kaum mehr spielbar. Vom kräftigen Input-Lag fange ich erst gar nicht an.

Besonders weh tut das bei den verschiedenen, regelmäßig wechselnden Herausforderungen, die über einen Unterpunkt im Hauptmenü anwählbar sind und alle möglichen Genres abdecken. Meist gilt es, mit nur einem Leben oder innerhalb weniger Minuten möglichst viele Punkte zu sammeln.Knickt gerade dabei die Verbindungsqualität ein, türmen sich bei mir jedoch nur Frust und Unverständnis auf. Bei Shoot-’em-ups wird das Manövrieren durchs Kugelgewitter aufgrund der unscharfen Geschoss-Konturen zur Glückssache. Sprünge in einem Run-and-Gun oder Jump-and-Run enden häufig in genau dem Abgrund, den ich vermeiden wollte.

Screenshot aus Espgaluda

Die teils miserable Qualität hängt definitiv nicht mit meiner Leitung zusammen, wie eine Überprüfung via Xbox-Menü untermauert – hier ist alles in Ordnung. Möglicherweise bin ich zu weit vom nächsten Serverstandort entfernt. Das lasse ich jedoch nicht als Entschuldigung durchgehen. Mehrere Jahrzehnte alte Arcade- und Konsolenspiele mit (aus heutiger Sicht) simpler Pixelgrafik müssen sauber aussehen und punktgenau spielbar sein, und zwar ausnahmslos! Erst recht, wenn der Hersteller eine 4G-Verbindung als Mindestanforderung angibt.

Antstream Arcade wurde auf der Xbox Series X gestestet.

… ihr viele Arcade- und Konsolenspiele für wenig Geld zocken möchtet.

… es euch auf erstklassige Spielbarkeit und Highscores ankommt.

Fazit

Antstream Arcade: Das Paradies für Retro-Fans? (6)von Sascha Göddenhoff

Konzept und Angebot sind klasse – die Technik leider nicht

Ich betrachte die Antstream Arcade aus zwei Perspektiven. Geht es rein um die Menge und die Verfügbarkeit der Spiele, ist der Service spitze! Ich kann in kürzester Zeit durch unterschiedlichste Genres reisen, dabei meinen Retro-Horizont gehörig erweitern oder einfach alte Lieblinge erneut genießen. Belasse ich es beim reinen Zocken, ohne jegliche Ambitionen hinsichtlich Highscores oder perfekte Durchläufe, bekomme ich für meine 40 Euro Jahresbeitrag enorm viel geboten.

>> Die 10 bestenShoot-’em-ups für die Switch <<

Sollen dagegen punktgenaue Spielbarkeit, hohe Platzierungen in den Ranglisten und erfolgreich absolvierte Herausforderungen im Mittelpunkt stehen, bin ich bei Antstream falsch. Dafür schwankt die Qualität des Streams zu häufig und zu stark. Mitten im Bullet-Hell-Shooter plötzlich Artefakte in Bauklotz-Größe zu erleben oder beim Platformer heftige Slowdowns an nicht vorgesehener Stelle ertragen zu müssen, kann mächtig frustrieren. Dass ich mit diesen Problemen nicht allein bin, zeigt ein Blick in die Bewertungen und Kommentare rund um den Dienst. Für den kurzen Retro-Kick taugt mir Antstream. Will ich dagegen länger und ernsthaft Klassiker zocken, lade ich mir weiterhin Umsetzungen runter oder nutze mein Retron 5.

Überblick

Pro

  • riesiges Angebot mit rund 1300 Spielen
  • viele Klassiker aus verschiedenen Epochen dabei
  • regelmäßig kommen neue Titel hinzu
  • wechselnde, meist knackige Herausforderungen
  • Schnellspeicherfunktion bei jedem Spiel

Contra

  • Stream-Qualität schwankt stark
  • überladenes Hauptmenü
  • umständliche Navigation
  • ältere Spiele verlassen das Angebot immer wieder
Antstream Arcade: Das Paradies für Retro-Fans? (2025)
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Author: Errol Quitzon

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